Retinol: Wirkung und Anwendung auf der Haut

Wassertropfen auf rosafarbenem medizinischen Hintergrund mit den Wörtern Vitamin A und Retinol.

Wusstest Du, dass Robert de Niro und Retinol etwas gemeinsam haben? Beide sind bereits seit rund 50 Jahren im Geschäft – und bis heute Superstars in ihrem Fach! Ob Mister de Niro ein Retinol-Serum oder Cremes verwendet, wissen wir zwar nicht (jüngere Fotos deuten eher nicht darauf hin), sicher ist aber: Gäbe es einen Wirkstoff-Oscar, Retinol hätte ihn längst gewonnen. Denn Retinol kann wirklich viel für das Hautbild bewirken und ist nicht ohne Grund der am besten durch Studien gesicherte Inhaltsstoff gegen Hautalterung. Deswegen wird Retinol auch als Goldstandard für Anti-Aging-Wirkstoffe bezeichnet. Doch wie immer bei potenten Wirkstoffen aus der Kosmetik lohnt es sich auch beim Retinol etwas genauer hinzuschauen.

Beauty-Booster: Retinol und Vitamin A

Retinol ist eine Form von Vitamin A. Das Wort „Retinol“ wird in der Hautpflege sehr verallgemeinernd benutzt, denn in unserer Haut wirksam ist eine andere Form von Vitamin A, nämlich dessen Säure:

RETINOIC ACID (Retinsäure bzw. Vitamin-A-Säure)

Sie ist die reinste aktive Form von Vitamin A. Und um genau diesen Aktivstoff geht es, wenn von Retinol die Rede ist. Reine Retinsäure ist ein hochpotenter dermatologischer Wirkstoff, der in der EU in freiverkäuflicher Hautpflege nicht erlaubt ist. Daher kommen hier Vor- und sogar Vor-Vorstufen der Vitamin-A-Säure zum Einsatz. Diese werden erst in der Haut vom Körper in die aktive Retinsäure umgewandelt. Der Oberbegriff für diese Vorstufen lautet Retinoide. 

So entsteht der Inhaltsstoff

Die Vorstufen der Retinsäure sind deutlich milder, aber eben auch weniger potent – je nachdem, wie weit sie noch chemisch von der Retinsäure entfernt sind. Die Umwandlung passiert in dieser Reihenfolge:

  1. RETINOLDERIVATE (z. B. RETINYL PALMITATE oder RETINYL PALMITAT)
  2. RETINOL
  3. RETINALDEHYD (auch kurz RETINAL genannt)
  4. RETINSÄURE (auch VITAMIN-A-SÄURE, RETINOIDSÄURE oder TRETINOIN genannt)

Was leistet Retinol für die Haut?

Retinol bzw. dessen aktive Form Retinsäure verbessert den Hautzustand an mehreren Fronten:

1. Zellerneuerung in der Epidermis

Retinol kurbelt die Zellerneuerung in der Epidermis an und trägt so zur Verfeinerung der Hautoberfläche bei. Gleichzeitig mildert es Hyperpigmentierungen ab.

2. Slow-Aging: Bekämpfung von altersbedingtem Kollagenabbau

Retinol ist ein potentes Antioxidans, das freie Radikale bekämpft und dem Abbau von Kollagenfasern entgegenwirkt. Dieser Abbau von Kollagenfasern ist der Kernprozess der Hautalterung, die Haut fährt die Kollagenproduktion mit den Jahren eben herunter. Daher ist jedes starke Antioxidans auch ein effizienter Slow-Aging-Wirkstoff.

3. Stimulation der Kollagensynthese

Hier kommt eine besondere Fähigkeit von Retinol zum Tragen, die es von anderen Antioxidantien abhebt: Es ist ein wahrer Motivationscoach für die Hautzellen, der ihnen einflüstert, sie seien wieder jung. Das Ergebnis: Die Kollagenproduktion wird angekurbelt, Falten werden von unten aufgepolstert. Die Vorstufe RETINALDEHYD hat zusätzlich antibakterielle Eigenschaften und ist daher bei der Aknetherapie besonders gut einsetzbar.

Verwendung von Retinol: Was gilt es zu beachten?

Flüssig-gelb-orangefarbenes Retinol oder Vitamin-A-Gel oder Serum aus einer Pipette vor einem weißen Hintergrund

Die Anwendung von Retinol & Co. ist nicht schwierig. Es gibt Retinol (bzw. in der Haut aktives Vitamin A) heutzutage in vielen Produkten als Creme oder Serum, und das in verschiedenster Konzentration. Allerdings solltest Du einige Punkte bedenken und nicht einfach drauflos cremen. Es kommt schon auf die richtige Anwendung an, um Hautirritationen zu vermeiden. 

Mit den folgenden Regeln holst Du für Deine Haut das Maximum aus diesem großartigen Wirkstoff heraus:

1.) Langsame Eingewöhnung

Der wichtigste Punkt, den es zu akzeptieren gilt, bevor man Retinol in seine tägliche Hautpflegeroutine integriert: Die Nebenwirkungen kommen schnell, die Wirkung eher langsam. Fangen wir mit den Nebenwirkungen an. Hierzu gehören: 


  • Hautreizung
  • Trockenheitsgefühl
  • Leichte Schälung oder Schuppung der Haut

In Summe ähneln diese Symptome denen eines leichten Sonnenbrands auf der Haut, daher auch die Bezeichnung „Retinolbrand“. Sie sind bei sensiblen Hautzuständen oder trockener Haut praktisch zu erwarten. Allerdings hängt es von weiteren Faktoren ab, ob diese Effekte durch die Anwendung von Retinol bei Deiner Haut überhaupt auftreten. Dies ist beispielsweise abhängig von der Dicke der Gesichtshaut, dem aktuellen Zustand der Hautbarriere sowie der individuellen Toleranz gegenüber aktiven Wirkstoffen. Wenn die oben aufgeführten Reizungen also ausbleiben, heißt dies keineswegs, dass Retinol bei Dir nicht wirkt!

Retinol Pflege: So vermeidest Du Retinolbrand auf der Haut

Am besten, Du lässt es gar nicht erst zum Retinolbrand kommen. Den kannst Du nämlich gut umgehen, indem Du Deine Haut langsam an Retinol gewöhnst. Auch hier lautet das Zauberwort „Ausdauer“: Verwende das Retinol-Produkt zunächst nicht als tägliche Pflege, sondern nur zweimal wöchentlich. Nach einigen Wochen trägst Du Deine Creme oder Serum alle zwei Tage möglichst abends auf. 

Wenn der Retinolbrand sich auf in Deinem Gesicht bemerkbar macht, fährst Du die Frequenz einfach wieder leicht herunter. Ziel dieser langsamen Eingewöhnung sollte sein, Retinol regelmäßig und kontinuierlich anzuwenden. Gib Deiner Haut Zeit. Es ist völlig normal, wenn diese Eingewöhnung zwei oder drei Monate dauert. Keine Sorge, Du verpasst dadurch nichts. Die Wirkung von Retinol (Vitamin A) dauert mindestens genauso lange.

2.) Regelmäßige Verwendung von Retinol (Serum oder Creme) 

Womit wir zum zweiten Punkt kommen: dem langen Atem, den Du benötigst, wenn Du Retinol verwenden möchtest. Retinol braucht Zeit, um in der Haut zu wirken. Vor allem der Anti-Aging-Effekt von Retinol, also der Aufbau von neuen, zusätzlichen Kollagenfasern, braucht eher viele Monate als wenige Wochen, um auf der Haut sichtbare Resultate zu erzielen. Übrigens eignet sich Retinol ausschließlich als Freund fürs Leben – als flüchtige Bekanntschaft taugt es weniger. Sobald Du aufhörst, Retinol zu verwenden, nimmt der alterungsbedingte Abbau von Kollagenfasern in Deiner Haut wieder Fahrt auf und alles war vergeblich.

Auch nach der Eingewöhnung gilt: Regelmäßig bedeutet nicht zwangsläufig täglich. Studien belegen, dass Retinol auch bei einer Anwendungsfrequenz von ein- bis dreimal pro Woche das Hautbild verbessert und gegen Hautalterung wirkt.

Ab wann wirkt Retinol auf der Haut?

Die oberflächlichen Wirkeffekte hingegen, also die Bekämpfung von Bakterien (Retinal) und die Produktion neuer Hautzellen in der Epidermis, machen sich schon nach rund einem Monat bemerkbar, manchmal sogar bereits nach wenigen Anwendungen. Dennoch gebe ich einen klugen Tipp, den ich jüngst las, an Dich weiter: Denk zunächst nicht weiter über Retinol nach, sobald Du es erfolgreich in Deine Routine integriert hast. Es arbeitet fortan still und langsam im Hintergrund für Deine Haut gegen Fältchen. 

3.) Dosierung und sinnvolle Formen von Retinol 

Wie eingangs beschrieben, nimmt die Wirksamkeit der Retinoide ab, je weiter sie in der Umwandlungskette von der aktiven Retinsäure entfernt sind. Somit sind nur zwei Vorstufen in Retinol-Produkten wirklich empfehlenswert: RETINOL und RETINAL(DEHYD). Die Retinolvorstufen sind noch milder, ihre Wirkrelevanz aber nicht hinreichend belegt.

Die Dosierungsempfehlung ist bei RETINALDEHYD geringer als bei RETINOL, da es nur einen Umwandlungsschritt benötigt. Der aktuelle Forschungsstand geht davon aus, dass es nahezu verlustfrei vom Körper in RETINSÄURE umgewandelt wird. Als ebenso potente wie bewährte Maximalkonzentration für die aktive RETINSÄURE hat sich 0,1 Prozent bewährt. Um diese Dosis zu erreichen, sind 1 Prozent RETINOL oder 0,1 Prozent RETINALDEHYD erforderlich. 

Tipp: Mit niedriger Konzentration beginnen

Der Unterschied bei den Konzentrationen deutet bereits an, was Studien bestätigen: RETINAL gilt als deutlich verträglicher als RETINOL. Doch es ist auch noch nicht annähernd so verbreitet wie RETINOL – und entscheidend ist sowieso immer die eigene Hautreaktion. Gute und langfristig ähnlich effektive Konzentrationen sind 0,3 Prozent (RETINOL) bzw. 0,05 Prozent (RETINAL). Generell empfehle ich immer, die Gewöhnungsphase mit den niedrigen Konzentrationen zu starten. Dafür gibt es unsere Retinol-Pflege Retinaid extra in zwei Varianten: Wir empfehlen Retinol-Anfänger:innen, zur Eingewöhnung mit RETINAID zu beginnen und erst ab der 2. Flasche auf RETINAID FORTE umzusteigen.

Eine Flasche Retinaid Forte von Highdroxy vor sandfarbenem Hintergrund. Daneben fünf grüne Textboxen mit den Produktvorteilen.

Retinol ist mit anderen Wirkstoffen kombinierbar

Untersuchungen belegen, dass die Wirkung von Retinol wunderbar ergänzt werden kann durch weitere Wirkstoffe:

            •          Niacinamid (Vitamin B3)

            •          Fruchtsäuren (AHA)

            •          Vitamin C 


Falls Du irgendwo gelesen oder gehört hast, dass Retinol sich mit einem der genannten Wirkstoffe nicht gut verträgt: Hierbei handelt es sich um einen der vielen hartnäckigen Mythen, die so häufig wiederholt und kopiert werden, bis sie keiner mehr hinterfragt. Fakt ist: Retinol verträgt sich mit Fruchtsäuren oder Vitaminen sehr gut, unabhängig von deren pH-Wert. Die Kombination ist je nach Hautbild sogar ausgesprochen empfehlenswert. In allen Fällen gilt: Voraussetzung für eine Kombination von Retinol mit einem weiteren aktiven Wirkstoff ist immer eine erfolgreich abgeschlossene Retinol-Eingewöhnung.

Diese Wirkstoffe sind mit Retinol gut kombinierbar

Bakuchiol: Die pflanzliche Alternative zu Retinol (Vitamin A)

Bakuchiol ist eine vielversprechende Alternative für alle, die gerne ein Retinol-Produkt anwenden möchten und denen die Odyssee aus passender Produktwahl und Eingewöhnung zu aufwendig ist. Dieser aus den Samen und Blättern der indischen Babchi-Pflanze (auf Deutsch auch „Harzklee“ genannt) gewonnene Wirkstoff wird als beste Alternative zu Retinol bezeichnet. Obwohl er chemisch in keiner Weise mit Retinol verwandt ist, zeigt er eine nahezu identische Wirkung – allerdings ohne die Haut zu stressen. 

In der kosmetischen Hautpflege erlebt Bakuchiol seit einiger Zeit einen wahren Höhenflug. In der traditionellen indischen und chinesischen Medizin hingegen ist das Öl der Babchi-Pflanze schon seit vielen Jahrzehnten für seine zuverlässige Wirkungsweise bei verschiedenen Hautproblemen wie Ekzemen, Irritationen oder Schuppenflechte bekannt.

Beauty-Duo für die Haut: Bakuchiol und Retinol 

Doch Bakuchiol scheint nicht nur als pflanzliche Alternative zu Retinol Sinn zu machen. Studien belegen, dass auch eine Kombination aus Retinol und Bakuchiol sinnvoll ist. Denn dann verstärkt Bakuchiol die Wirkung der Retinsäure sogar, nicht jedoch ihr Reizpotenzial. Zusätzlich verbessert Bakuchiol durch seine antioxidativen Eigenschaften die Stabilität von Retinaldehyd – alles in allem ein perfektes Wirkstoff-Paar! 

Ich muss jedoch einschränkend hinzufügen: Die Studienlage zu Bakuchiol ist im Vergleich zu Retinol & Co. noch sehr überschaubar. Es gibt aber immerhin eine methodisch sauber durchgeführte klinische Studie an der Universität Kalifornien von 2018, die Bakuchiol und Retinol miteinander vergleicht (jeweils in der Konzentration 0,5 Prozent). Das Ergebnis beeindruckt: Es konnten keine relevanten Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen bei der Verbesserung von Hyperpigmentierungen, Falten und Rötungen festgestellt werden.

Die richtige Retinol Pflege: Fazit für die Anwendung von Retinol

Gerade bei Retinol gibt es einiges zu verstehen – und auch zu beachten –, damit es optimal wirken und den bestmöglichen Effekt für Deine Haut erzielen kann. 

  • Wenn Du zu sensibler Haut oder empfindlicher Haut neigst, ist die Eingewöhnung von Retinol enorm wichtig. Achte gerade zu Beginn der Anwendung auf Konzentration und Dosierung: Am Anfang sollte Dein Retinol Serum oder eine Retinol Creme nicht mehr als 0,1 Prozent Retinol enthalten. Es reicht, wenn Du zweimal in der Woche abends die Retinol-Pflege aufträgst. Nach einer erfolgreichen Eingewöhnung kannst Du das Retinol-Serum oder die Creme auch häufiger auftragen. 
  • Wir empfehlen, dass Du Dein Gesicht in dieser Zeit ganz besonders vor Sonne schützt. Denn der Wirkstoff Reinaldehyd kann den Eigenschutz der Haut vor UV-Strahlung herabsetzen. Das ist ein Nebeneffekt, weil die körpereigene Hauterneuerung angekurbelt wird. Und diese „frische“ Haut hat noch keinen ausgeprägten Eigenschutz vor UV-Strahlung. Es ist daher unbedingt ratsam, die Haut während der Zeit der Anwendung mit Lichtschutzfaktor 30 oder höher zu schützen. 
Richtig und langfristig angewendet wirkt Retinol nachweislich gegen die sichtbaren Effekte der Hautalterung wie Falten und stellt auch bei sensibler Haut oder für empfindliche Haut aus Sicht von Dermatologen kein Risiko dar.