Erstverschlimmerung: Gutes Zeichen oder Unverträglichkeit?

junge Frau im Bad guckt entsetzt auf ihre Gesichtshaut

Wenn sich das Hautbild beim Wechsel auf eines oder mehrere neue Hautpflegeprodukte temporär verschlechtert, ist schnell von Erstverschlimmerung die Rede. Die Haut müsse sich zunächst an das neue Produkt gewöhnen, um schließlich (im positiven Sinne) aufzublühen. Leider zeigt diese Erstverschlimmerung die gleichen Symptome wie eine Unverträglichkeitsreaktion. Daher muss man sorgfältig differenzieren.

Typisch Erstverschlimmerung: Wenn Pickel in den Turbomodus schalten

Die Erstverschlimmerung tritt vor allem bei starken Unreinheiten und bei Akne auf, wenn Wirkstoffe zur Pflegeroutine hinzukommen, welche die Hauterneuerung aktiv beschleunigen. Dies sind in erster Linie die Vitamine A (Retinol) und C und sowie Fruchtsäuren. Die Unreinheiten treten hier in den ersten Wochen verstärkt auf, also a) mehr davon und b) in kürzerer Zeit. Dies liegt daran, dass ein Pickel bereits eine lange Karriere unter der Hautoberfläche hinter sich haben kann, bevor er sichtbar wird. Denn dieser Prozess kann bis zu acht Wochen dauern. Wenn ein Hautpflegeprodukt die Geschwindigkeit des Hautzellumsatzes erhöht, beschleunigt es diesen gesamten Zyklus, ohne dass es sich dabei um neue, durch das Produkt verursachte Pickel handelt. Das Gute daran: Diese Pickel kommen nicht nur zügiger, sie verschwinden auch schneller.

Plötzlich Pickel, wo vorher noch nie welche waren? Vorsicht!

Wenn hingegen Pickel in Arealen auftreten, in denen Du sonst nie Unreinheiten hast, oder wenn diese Pickel genauso hartnäckig sind wie immer, liegt keine Erstverschlimmerung vor. Hier ist eher von entzündlichem Stress aufgrund einer Unverträglichkeit auszugehen.

Eine Sonderstellung nehmen die Wirkstoffe aus der Gruppe der Retinoide ein: Hier muss die Haut in vielen Fällen oft über mehrere Wochen „angelernt“ werden – in der Zwischenzeit zeigt die Haut ähnliche Symptome wie ein leichter Sonnenbrand: Rötungen, Spannungsgefühl oder sogar ein leichtes abschälen der Haut geben dieser Gewöhnungsphase den treffenden Namen „Retinolbrand“.

Wenn trockene Haut auf Silikon-Entzug ist

Ein weiteres Phänomen bei der Umstellung der Pflegeroutine, das der Erstverschlimmerung ähnlich ist, tritt bei trockener oder dehydrierter Haut auf, wenn die Pflegeroutine auf mineralöl- und silikonfreie Produkte umgestellt wird. Produkten mit ausschließlich pflanzlichen Ölen fehlt oft der einhüllende Effekt, da der Lipidfilm verstoffwechselt wird und daher nicht so lange auf der Haut aufliegt. Subjektiv fühlt sich die Haut dadurch in den ersten Tagen oder Wochen nach dem Umstieg unterversorgt an, bevor der Hautstoffwechsel sich angepasst hat und das Spannungs- oder Trockenheitsgefühl verschwindet.

Brennen, Prickeln, Ziepen

Wenn’s brennt, dann wirkt es? Da ist tatsächlich etwas dran, zumindest wenn Deine Haut trocken ist und zu Rötungen neigt. Denn dann ist es wahrscheinlich, dass Barriere und Bindegewebe gleichermaßen geschwächt sind. Trägst Du nun Cremes mit einem hohen Gehalt an wasserlöslichen Wirkstoffen auf, dringen diese überdurchschnittlich schnell in tiefere Hautschichten vor und lösen dort einen Reiz aus – der sich als Kribbeln oder leichtes Stechen bemerkbar macht.

Sofern dieses Gefühl so rasch verschwindet, wie es aufgetaucht ist, herrscht kein Grund zur Sorge. Dieses Phänomen hat nichts mit einer Unverträglichkeit zu tun, sondern wird durch Stoffe ausgelöst, die sogar ausgesprochen pflegend sind, zum Beispiel Niacinamid, Harnstoff (Urea) oder Pentylenglykol.