Mikroplastik in Kosmetika: So belastet Kosmetik die Umwelt

Unterwasserfoto mit Mikroplastik, das im Wasser schwebt.

Hautpflegeprodukte sind heutzutage komplexe industrielle Erzeugnisse, die in Massen gefertigt und weltweit vermarktet werden. Das prägt auch alle Stadien der Entwicklung und Herstellung. Die verarbeiteten Rohstoffe müssen immer verfügbar sein, stets gleiche Resultate abliefern und sich günstig herstellen lassen. Und auch die Verpackung muss was hermachen, denn das Auge kauft mit. In Summe führen diese Aspekte dazu, dass ausgerechnet die „Schönmacher“ ziemlich hässliche Konsequenzen für unsere Umwelt haben können. Ein Problem ist, dass Hautpflegeprodukte immer noch viel zu oft Mikroplastik enthalten.

Was ist Mikroplastik?

Mikroplastik sind feste Kunststoffpartikel, die laut Definition gar nicht mal so winzig sein müssen, um als „Mikro“ zu gelten, nämlich gerade mal kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser. Das meiste Mikroplastik, von dem wir täglich Unmengen produzieren, ist sogar noch kleiner als fünf Millimeter, zum Beispiel: 

  • der Abrieb von Schuhsohlen,
  • ausgewaschene Flusen aus Kunstfaserkleidung
  • der tägliche Biomüll (sofern an der Salatgurke noch ein wenig Plastikfolie klebt)

Unangefochten auf Platz 1 der Mikroplastik-Verursacher: Autoreifen. Ein einzelner davon verursacht laut einer Untersuchung der Universität Wien während seiner Nutzungsdauer vier Kilogramm Abrieb. Das alles ist Mikroplastik. 

Hautpflege & Co: Wo steckt Mikroplastik in Kosmetik?

Auch Kosmetik ist eine Quelle für Mikroplastik, wenngleich sie im Ranking des Fraunhofer-Institut erst auf Platz 17 liegt. Erfreulicherweise sind die einst sehr verbreiteten Plastik-Kügelchen („Microbeads“) in Gesichts- und Körperpeelings aufgrund einer Selbstverpflichtung der Kosmetikindustrie in den letzten Jahren nach und nach durch mineralische oder pflanzliche Partikel ersetzt worden. Auch wir verzichten wir ganz bewusst auf Mikroplastik in allen Produkten von Highdroxy.

Nichtsdestotrotz wird Mikroplastik aber weiterhin in zahlreichen anderen Produkten eingesetzt, darunter Zahncremes, Shampoo, Sonnencreme oder Make-up. Laut einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts kamen so im Jahr 2018 allein in Deutschland rund 922 Tonnen Mikroplastik zusammen, die in Kosmetik- oder Pflegeprodukten verarbeitet wurden.

Primäres und sekundäres Mikroplastik

Hinzu kommt, dass Mikroplastik auch durch den Zerfall größerer Kunststoffteile entsteht, beispielsweise wenn Verpackungen im Meer landen. Das Plastik verwittert im Laufe der Zeit durch den Wellengang und die Sonneneinstrahlung.

Mit der Zeit entstehen immer kleinere Kunststoffpartikel, die irgendwann kleiner als 5 Millimeter sind und eben als Mikroplastik gelten. Dies nennt man auch sekundäres Mikroplastik. Primäres Mikroplastik nennt man die Kunststoffpartikel, die bewusst als solches – wie bereits beschrieben – in Kosmetikprodukten beigefügt werden. 

Mikroplastik ist schwer abbaubar

Kosmetikartikel setzen also auf verschiedenen Ebenen Mikroplastik frei. Das Problem: Die Kunststoffpartikel in den Produkten selbst gelangen über unser Abwasser in die Kläranlagen. Hier können sie nur bedingt herausgefiltert werden. Ein Teil davon bleibt im Klärschlamm; der Rest gelangt in Meere und Flüsse. Einmal hier angekommen, bleiben sie viele Hundert Jahre erhalten.

Denn Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Laut der Umweltorganisation BUND wurden in der Nordsee bereits bis zu zehn Partikel pro Kubikmeter gemessen, im arktischen Eis sogar eine Million Partikel pro Kubikmeter. Meeresorganismen wie Zooplankton, Muscheln, Würmer, Fische und Säugetiere verwechseln das Mikroplastik mit Nahrung oder fressen andere Tiere, die bereits welches aufgenommen haben.

Meerestiere leiden unter Mikroplastik in Kosmetik

Mikroplastik hat aber eine Art magnetische Wirkung und bindet die im Meerwasser befindlichen Schadstoffe – so stark, dass der Schadstoffgehalt in den Plastikteilchen rund 100 Mal größer ist als im Meerwasser selbst. Im Körper der Tiere lagern sich diese – meist fettlöslichen – Schadstoffe dann dauerhaft ein. Forscher haben bei Meeresorganismen durch Mikroplastik verursachte Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen und Vergiftungen festgestellt, bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. Die Kunststoffe beeinträchtigen außerdem das Schlüpfen von Fischlarven und deren Nahrungsverhalten. Ihre Lebenserwartung verringert sich.

Hand hält Sieb mit Mikroplastikpartikeln in die Kamera, im Hintergrund ist Strand.

Das Mikroplastik landet mit den Meeresfrüchten auch auf unseren Tellern. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Mikroplastik schon in Säuglingen nachgewiesen wurde: Sie erhielten es über die Muttermilch.

So kannst du Mikroplastik in Kosmetik erkennen

Wie bei vielen Inhaltsstoffen ist es auch bei Mikroplastik für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ganz einfach zu erkennen, ob es in einem Pflegeprodukt steckt.

Stehen in den INCIs Inhaltsstoffe wie „Polyethylen“ (PE), „Polypropylen“ (PP), „Polyamid“ (PA) oder „Polyethylenterephtalat“ (PET), dann ist damit definitiv Mikroplastik gemeint. Es können aber auch andere Bezeichnungen auf Mikroplastik hinweisen. Teils ist auch flüssiges Plastik enthalten, das nicht weniger problematisch ist.

Liste: Mikroplastik in den INCIs

Bei folgenden Inhaltsstoffen ist Vorsicht geboten, wenn ihr Mikroplastik vermeiden wollt:

• Acrylate Copolymer (AC)

• Acrylate Crosspolymer (ACS)

• Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)

• Polyacrylate (PA)

• Polymethylmethacrylate (PMMA)

• Polyethylene (PE)

• Polyethylenterephthalate (PET)

• Polypropylene (PP)

• Polyquaternium (PQ)

• Polystyrene (PS)

• Polyurethane (PUR)

Bislang kein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika

Die Forschung steht noch am Anfang, welche konkreten Auswirkungen Mikroplastik tatsächlich im Verdauungstrakt von Organismen hat. Trotzdem gibt es ausreichend Anlass zur Sorge und zum Handeln, denn eines ist klar: Mikroplastikpartikel sind in der Umwelt schwer abbaubare Kunststoffe. Verschiedene Umweltverbände und -organisationen fordern daher ein EU-weites Verbot für Mikroplastik in Kosmetik, Putz-, und Waschmitteln. In der Kosmetikindustrie gibt es zumindest teilweise natürliche Alternativen für Mikroplastik. Diese Stoffe haben aber andere Eigenschaften und erfordern aufwendige Reformulierungen. Darum – und aus Kostengründen – bleiben viele Hersteller dabei. Ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik gibt es bislang nicht. Die EU bereit es allerdings vor.