Alkohole in Kosmetik – gut oder schlecht?

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Die Kosmetikindustrie lebt keineswegs abstinent. Ganz im Gegenteil, es gibt nur wenige Hautpflegeprodukte, die frei von jeglichem Alkohol sind. Dafür gibt es gute Gründe: Alkohol hat viele nützliche Eigenschaften – einige davon kommen jedoch mit Begleiterscheinungen, die mehr im Sinne der Hersteller als im Sinne Ihrer Haut sind. Es lohnt sich also mal wieder, etwas genauer hinzuschauen: Welche Aufgaben erfüllt Alkohol in Kosmetik, welche unterschiedlichen Arten werden eingesetzt und welche davon sind eher nachteilig?

Haltbarkeit und Fettlöser: Alkohol ist eine Lösung

Es gibt den scherzhaft gemeinten Spruch „Alkohol ist eine Lösung – zumindest chemisch!“. Das stimmt natürlich erst, sobald Stoffe in Alkohol gelöst sind. Und genau darum geht es häufig, wenn Alkohol in Kosmetikprodukten zum Einsatz kommt. Und das ist häufig der Fall, denn kaum eine Substanz ist zum Beispiel so zuverlässig in der Lage, Bakterien abzutöten und zeitgleich Fett zu lösen. Letzteres ist unter anderem notwendig, weil manche Pflanzenwirkstoffe nicht wasserlöslich sind.

So ist Alkohol das häufigste Extraktionsmittel für Naturextrakte. Zudem lässt sich mithilfe des Alkohols ein Produkt konservieren. Außerdem hilft Alkohol auch beim Transport bestimmter Stoffe in die Haut, weil er die Hautbarriere durchdringt. Aber kein Grund zur Sorge: Nicht jeder Alkohol ist schädlich und dann kommt es auch immer auf die verwendete Dosis an.

Aufgabe von Alkohol in Kosmetik

Alkohol in Kosmetik übernimmt in der Regel drei Aufgaben:

  1. Alkohol eignet sich hervorragend als Lösungsmittel, zum Beispiel um fettige oder ölige Substanzen zu lösen. Auch zum Herauslösen von pflanzlichen Auszügen kommt Alkohol zum Einsatz.
  2. Außerdem ist Alkohol in Kosmetik aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften ganz hervorragend als Konservierer geeignet.
  3. Zusätzlich hilft Alkohol – wie erwähnt – beim Transport bestimmter Wirkstoffe in tiefere Hautschichten. Das kann er, weil er ja die oben genannte fettlösende Funktion aufweist. Trifft Alkohol auf unsere Haut, kann er unsere Hautbarriere temporär durchlässig machen.

Klingt soweit alles gut – doch ganz so einfach ist es mit dem Alkohol nicht. Denn dem entgegen steht das Potenzial von Alkohol, die Haut auszutrocknen und zu reizen. Letzteres mag ein bisschen beängstigend klingen, aber kein Grund zur Sorge: Ganz ähnlich wie beim Glas Rotwein oder dem Feierabendbier kommt es in puncto Schädlichkeit auf die Dosis an. Außerdem ist nicht jede Form von Alkohol automatisch schlecht für die Haut. In der Hautpflege unterscheiden wir daher zwischen guten (pflegenden) und schlechten (austrocknenden) Alkoholen. Fangen wir mit dem schlechten Alkohol an.

Was sind schlechte Alkohole in der Kosmetik?

Grundsätzlich unterscheiden wir in der Kosmetik zwischen guten, da pflegenden und schlechten, weil austrocknenden Alkoholen.

Aus Sicht der Haut zählen einwertige, kurzkettige Alkohole zu den schlechten Sorten, weil sie die Haut schädigen und austrocknen können.

Schlechte Alkohole unterscheidet man noch in diejenigen, die vergällt wurden und diejenigen, die nicht vergällt wurden.

Doch warum wird Alkohol überhaupt vergällt (also ungenießbar gemacht)? Die Antwort hat leider nichts mit der Pflege unserer Haut zu tun: Damit Hersteller keine Alkoholsteuer (wie beim Alkohol in Getränken) zahlen müssen. Zur Vergällung werden unterschiedliche Stoffe verwendet, beispielsweise andere einwertige Alkohole oder Phtalate. Phtalate werden auch als Weichmacher eingesetzt (zum Beispiel machen sie Plastik weich), die über die Haut aufgenommen werden können.

Dass vergällter (also “denaturierter”) Alkohol eingesetzt wurde, lässt sich in der INCI Liste relativ leicht erkennen: Er heißt dort “ALCOHOL DENAT”. Womit er versetzt wurde, ist in der INCI Liste aber leider nicht immer ersichtlich. Sie sollten aber hellhörig werden, wenn Sie folgende Bezeichnungen lesen:

Schlechte Alkohole in Kosmetik in den INCIS:

  • ETHANOL
  • ALCOHOL
  • METHANOL
  • ISOPROPYL ALCOHOL (auch ISOPROPANOL oder PROPYL ALCOHOL)
  • SD ALCOHOL
  • ALCOHOL DENAT.
  • ETHYL ALCOHOL
  • BENZYL ALCOHOL
  • DIETHYLPHTHALAT

Schauen wir uns mal das zuletzt genannte Diethylphthalat genauer an: Diethylphthalat ist ein chemischer Weichmacher, der über die Haut aufgenommen werden kann, weil er sowohl fett- als auch wasserlöslich ist. Diethylphthalat wurde im Jahr 2014 auf Antrag der Deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin von der EU auf krebserzeugende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Wirkungen untersucht und im Ergebnis für unbedenklich erklärt.

Kritiker dieses Hilfsstoffs teilen diese Sorglosigkeit nicht. Sie geben zu bedenken, dass Phtalate in zahlreichen Mitteln und Gegenständen des täglichen Gebrauchs enthalten sind und die Folgen der kumulierten Anreicherung im Körper noch nicht ausreichend erforscht sind.

Hinzu kommen Hinweise, dass die Phtalat-Konzentration im vergällten Alkohol höher ist als nötig. In Stichproben des Bayerische Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit war die Phtalat-Konzentration in vergälltem Alkohol doppelt so hoch, wie von der Branntweinsteuerverordnung vorgeschrieben. Womit der vergällte Alkohol in Ihrer Hautpflege ungenießbar gemacht wurde, ist von außen nicht zu erkennen. Sicher ist nur: Findet sich in den Inhaltsangaben eine der Bezeichnungen

  • SD ALCOHOL
  • ALCOHOL DENAT. bzw. ALCOHOL DENAT

handelt es sich um vergällten Alkohol. Hier kann nicht ausgeschlossen werden, dass Phtalate enthalten sind, die dann über die Haut aufgenommen werden können.

Nachteile des schlechten Alkohols

In höheren Konzentrationen stören schlechte Alkohole den Hydrolipidfilm der Haut. Die Konsequenz: Die Haut trocknet durch den Alkohol aus, wirkt gerötet und gereizt, Infektionen und Entzündungen haben leichtes Spiel. Und Alkohol hat noch einen weiteren Nachteil in petto: Alkohol hemmt die Wirkung von Antioxidantien im Körper. Die Antioxidantien kämpfen jedoch gegen freie Radikale, also jene Bösewichte, die Entzündungen fördern und unsere Haut altern lassen. Lauter gute Gründe also, darauf zu achten, dass die Hautpflege keinen oder zumindest nicht zu viel vom schlechten Alkohol enthält. Doch wie viel Alkohol ist eigentlich zu viel?

Schlechter Alkohol in der Hautpflege: Die Dosis macht das Gift

Studien gehen davon aus, dass bei Alkoholen eine Einsatzkonzentration von bis zu 10 Prozentin einem Hautpflegeprodukt weitgehend unproblematisch ist, sofern das Produkt – quasi als Ausgleich – genug rückfettende und pflegende Substanzen enthält.

Der exakte prozentuale Anteil von Alkohol in einem Produkt ist zwar meist nicht ersichtlich, denn er muss von den Herstellern nicht auf der Verpackung angegeben werden. Man kann sich jedoch an folgenden Aspekten orientieren:

  • Schlechte Alkohole sollten nicht im ersten Drittel der Inhaltsangaben auftauchen.
  • Taucht schlechter Alkohol im letzten Drittel der Inhaltsangaben auf, herrscht Entwarnung. Dort bewegen sich die Anteile an der Rezeptur zumeist bereits im Bereich von unter 1 Prozent.
  • Rezepturbedingt kommen Gele, schnell einziehende Fluids und Tonics (Gesichtswasser) für ein „Zuviel“ an schlechtem Alkohol eher in Frage. Auch bei Produkten mit UV-Schutz, die als “nicht fettend” oder “schnell einziehend” beworben werden, sollten Sie genauer hinsehen.
  • Enthält ein Produkt Ethanol der unvergällten Sorte (ALCOHOL, ETHANOL), können Sie davon ausgehen, dass recht wenig Alkohol enthalten ist. Denn es fallen für die Verwendung je Liter rund 15 Euro Steuern an – dieser Kostenfaktor ist Grund genug für die Hersteller, diesen Alkohol sparsam einzusetzen.

Noch besser ist es natürlich, ganz auf schlechte Alkohole zu verzichten. Das ist zum Glück nicht schwierig, denn es gibt genug von der guten Sorte!

Gute Alkohole – was kann das sein?

Wenn vom „guten Alkohol“ in Hautpflege die Rede ist, sind damit die Arten von Alkohol gemeint, die über pflegende Eigenschaften verfügen. Die guten Alkohole unterscheiden sich von den schlechten Alkoholen durch ihre chemische Wertigkeit oder die Molekülgröße. Grob eingeteilt werden sie in Zuckeralkohol und Fettalkohol.

Gute Zuckeralkohole in der Kosmetik

Gute Alkohole wie Zuckeralkohole konservieren und helfen dabei, Feuchtigkeit und Wirkstoffe durch die Hautbarriere zu schleusen. Gute Alkohole sind feuchtigkeitsspendend und pflegend, sogar in höheren Konzentrationen. In der Liste der Inhaltsstoffe findet man diesen Alkohol als:

  • BUTYLENE GLYCOL
  • PENTYLENE GLYCOL
  • PROPYLENE GLYCOL (auch PROPANEDIOL genannt)
  • GLYCERIN

Glycerin wird für Kosmetik mittlerweile ausschließlich aus Pflanzenölen gewonnen. Die früher verwendete Variante aus petrochemischen Prozessen kommt hier nicht mehr zum Einsatz. Wenn also mit „pflanzlichem Glycerin“ für ein Hautpflegeprodukt geworben wird, dürfen Sie müde mit den Schultern zucken, denn Sie wissen: Nix Besonderes.

Glycerin hat großartige Eigenschaften, die nicht nur bei der Herstellung von Hautpflege nützlich sind. Zahncreme zum Beispiel besteht bis zu 30 Prozent aus Glycerin, denn es hält feucht und hindert Zubereitungen daran, einzutrocknen. Dies liegt an den hydrophilen Eigenschaften des Glycerins.

Gute Fettalkohole in der Kosmetik

Ebenfalls zu den guten Alkoholen gehören die sogenannten Fettalkohole. Diese Alkohole verdanken ihren Namen zum einen ihrer Herkunft, da sie aus den in Pflanzenteilen vorkommenden Fettsäuren gewonnen werden. Zum anderen hat Fettalkohol seinerseits rückfettende Eigenschaften.

In Kosmetik eingesetzt heißen diese Fettalkohole:

  • BEHENYL ALCOHOL
  • CETYL ALCOHOL
  • CETEARYL ALCOHOL (oder ALCOHOL CETEARYL)
  • MYRISTYL ALCOHOL
  • STEARYL ALCOHOL bzw. STEARYL ALCOHOLE (auch 1-OCTADECANOL genannt)

Unabhängig von der konkreten Sorte gilt: Fettalkohol sorgt dafür, dass Feuchtigkeit in der Haut verbleibt und macht die Haut damit geschmeidig. Außerdem dient Fettalkohol als Verdicker und unterstützt die Herstellung von Emulsionen. Die hier genannten Fettalkohole sind mild und verursachen weder Mitesser noch Pickel.

Etwas aus dieser Reihe tritt ein Fettalkohol tierischen Ursprungs: Der Wollwachsalkohol

  • LANOLIN ALCOHOL (oder ALCOHOL LANOLIN)

kann komedogen wirken, also Mittesser fördern. Und natürlich ist Lanolin Alcohol aufgrund der tierischen Herkunft vom Fett, aus dem der Alkohol gewonnen wird, nicht vegan.

Bedeutet „alkoholfrei“ wirklich ohne Alkohol?

Kosmetische Produkte werden dann als „alkoholfrei“ deklariert, wenn sie keinen der schlechten, austrocknenden Alkohole beinhalten. Umgekehrt bedeutet dies, dass als „alkoholfrei“ deklarierte Kosmetika eben durchaus Alkohol enthalten können, nämlich den von der guten Sorte. Das hat nichts mit einer Mogelpackung zu tun, sondern ist eine sinnvolle Vereinfachung im Interesse des Kunden.

Welche Alkohole nutzt HighDroxy?

HighDroxy nutzt ausschließlich gute Alkohole wie z.B. PENTYLENE GLYCOL und PROPANEDIOL. Dies ist, neben den Verzicht auf Duftöle, ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur klassischen Naturkosmetik, denn Naturkosmetik nutzt einwertige (schlechte) Alkohole zur Konservierung.

Propanediol hingegen gehört zur Gruppe der zweiwertigen Alkohole und ist natürlich ein Alkohol der guten Sorte. Sogar von der sehr guten: Propanediol spendet Feuchtigkeit und ist auch für das angenehme Hautgefühl nach dem Auftragen verantwortlich. Es hilft dabei, die anderen Inhaltsstoffe zu lösen und nach dem Auftragen in die Hautschichten zu transportieren. Außerdem hat das von uns verwendete Propanediol einen willkommenen „Nebeneffekt“, denn es hat konservierende Eigenschaften.

Wenn Ethanol zum Einsatz kommt, dann ausschließlich in der unvergällten Variante. Im Produkt IN:FUSE ist es zu einem Anteil von deutlich unter 1 Prozent Alkohol enthalten – und das aus guten Gründen: Die multilamellaren Liposome in IN:FUSE wären ohne Alkohol gar nicht herstellbar. Sie sind explizit barrierereparierend, pflegend und der beste Beweis dafür: Die Dosis und der konkrete Einsatzzweck sind beim Alkohol in Kosmetik entscheidend.